Online-Übersetzungen auf Knopfdruck

Online-Übersetzungen wurden jahrelang als Kauderwelsch belächelt – zu sperrig, bisweilen auch unsinnig waren die Ergebnisse. Methoden der Künstlichen Intelligenz brachten hier den Durchbruch. Auch für DeepL. Die kleine Kölner Firma zählt heute zu den KI-Vorzeigeunternehmen im deutschsprachigen Raum. Bei Online-Übersetzungen nimmt sie es inzwischen mit Marktriesen wie Google und Microsoft auf.

Auf dem Foto ist der rechte Ausschnitt einer Tastatur zu sehen. Auf einer blauen Taste rechts steht das englische Wort: translate.

Die Anfänge von DeepL liegen im Jahr 2009, als sich der ehemalige Google-Entwickler Gereon Frahling mit einem Schulfreund zusammentat, um einen neuen Weg beim Thema Online-Übersetzung zu beschreiten. Sie gründeten das Startup Linguee, ein Online-Wörterbuch für 25 verschiedene Sprachen. Acht Jahre präsentierten die Gründer eine fundamentale technische Weiterentwicklung – ein neues Übersetzungstool, das auf Methoden des Deep Learning basiert.

Fortan sollten damit nicht einzelne Wörter übersetzt werden, sondern ganze Satzzusammenhänge auf einmal. Flüssiger und sinngemäßer sollten die übersetzten Texte damit in Zukunft ausfallen. Frahling hatte bereits Jahre zuvor die Idee zu einem komplexen Volltextübersetzer, doch die technischen Möglichkeiten waren seinerzeit noch nicht gegeben. Mit der Nutzung der neuen Technologie und in Anlehnung daran benannten die Gründer auch ihre Firma um – in DeepL.

Besser als Google, Microsoft und Facebook

Zum Launch der neuen Übersetzungssoftware rief das Kölner Start-up eine Challenge aus: Es ließ 100 Sätze von Google Translate, Bing Microsoft Translator, dem Facebook Translator und seinem eigenen Tool übersetzen und die Ergebnisse anschließend von professionellen Übersetzern beurteilen. Diese wussten nicht, welche Übersetzung von welchem System stammte. Das Ergebnis: Die Übersetzungen von DeepL wurden mit Abstand besser bewertet als die Konkurrenz. Warum? Weil sie natürlicher klangen.

Im Gegensatz zu Google und Microsoft verwendet DeepL sogenannte Convolutional Neural Networks (CNNs), die mit der firmeneigenen Linguee-Datenbank trainiert werden. Die Übersetzung wird mittels eines Supercomputers erzeugt, der 5,1 Petaflops (= Rechenoperationen pro Sekunde) erreicht. Damit schafft es DeepL, eine Million Wörter in weniger als einer Sekunde zu übersetzen. Die neuronalen Netzwerke wurden mit über einer Milliarde übersetzter Sätze trainiert, die von der Übersetzungs-Suchmaschine Linguee bereitgestellt wurden. Viele Textproben stammten auch aus Dokumenten von multilateralen Institutionen wie der Europäischen Union.

Schweizer Regierung setzt auf DeepL

Screenshot der DeepL-Benutzeroberfläche (© DeepL)

Eine Basisversion des Online-Übersetzungstools ist im Internet kostenlos verfügbar. Für den professionellen Gebrauch bietet das Unternehmen Abo-Modelle an. Genutzt werden sie bereits: So lässt etwa die Schweizer Regierung viele ihrer amtlichen Texte mit der Software ins Englische, Französische und Italienische übersetzen. Dabei kann ein einziges Regierungsdokument aus mehr als 500 DIN-A4-Seiten bestehen. Wofür ein Mensch Tage, wenn nicht sogar Wochen benötigt, schafft es das Übersetzungstool von DeepL in Sekunden.

Das Unternehmen hat gezeigt, dass nicht immer Milliardeninvestitionen notwendig sind, um sich mit den Großen einer Branche zu messen. Bisweilen reicht die intelligente Anwendung von Algorithmen. In diesem Fall tragen sie dazu bei, einen alten Menschheitstraum zu erfüllen: Das große Sprachwirrwarr auf der Erde zu beenden – zumindest bei geschriebener Sprache.

Fakten zur Anwendung


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