Smarte Maschinen und Künstliche Intelligenz: Der Mensch muss gestalten

Worin genau liegt eigentlich der Unterschied zwischen künstlicher und menschlicher Intelligenz? Wie verändern die smarten Maschinen in unserer Umgebung unser Selbstverständnis als Menschen – und welche ethischen und rechtlichen Herausforderungen sind damit verbunden? „acatech am Dienstag“ ging am 26. Februar in der Evangelischen Stadtakademie in München diesen Fragen nach. Über die Arbeitsteilung zwischen Mensch und Lernendem System sprach Plattform-Mitglied Norbert Huchler vom Institut für sozialwissenschaftliche Forschung.

Ulrich Eberl (Wissenschafts- und Technikjournalist), Thomas Zeilinger (Beauftragter für Ethik im Dialog mit Technologie und Naturwissenschaft der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern) und Norbert Huchler (Dipl.-Soziologe und Vorstandsmitglied des Instituts für sozialwissenschaftliche Forschung in München) (v.l.n.r.) bei acatech am Dienstag in der Evangelischen Stadtakademie München. (Foto: acatech)

Mit einem kurzen Impuls eröffnete der Wissenschafts- und Technikjournalist Ulrich Eberl, Autor des Buches „Smarte Maschinen – Wie Künstliche Intelligenz unser Leben verändert“, den fachlichen Teil des Abends. Er präsentierte vielfältige Beispiele aus verschiedenen Lebensbereichen, in denen smarte Maschinen bereits einen festen Platz in unserem Alltag haben – und stellte die These auf, dass in Zukunft noch viel mehr Objekte in unserer Umgebung „smart“ sein würden. Allerdings betonte Ulrich Eberl, dass smarte Maschinen, trotz ihrer Fähigkeit zu lernen, Spezialisten auf ihrem jeweiligen Gebiet – und damit „Fachidioten“ – bleiben würden.

Dennoch verändern sie unzweifelhaft unsere Gesellschaft. Als besonders kritisch bewertete Eberl beispielsweise die Fähigkeit smarter Maschinen, Analysen über Menschen auf Basis von deren Beiträgen in sozialen Medien zu machen. Laut Psychologen würden 50 bis 100 Beiträge ausreichen, um die Persönlichkeit eines Menschen in Grundzügen zu beschreiben. Dies könne beispielweise das Personalwesen revolutionieren.

Künstliche Intelligenz darf nicht zu einer „Dequalifizierung“ des Menschen beitragen

Der Soziologe Norbert Huchler, Vorstandsmitglied beim Institut für sozialwissenschaftliche Forschung in München und Mitglied der Plattform Lernende Systeme, relativierte zu Beginn seines Vortrags die häufig von den Medien verbreitete Meinung, dass Künstliche Intelligenz unkontrollierbar, nicht verstehbar und unbeeinflussbar sei. Er unterstrich, dass die Technologie sehr wohl gestaltbar sei – und dass sie durchaus bereits heute nach wirtschaftlichen und politischen Interessen gestaltet werde.

Wichtig sei es, so betonte er, sich weiterhin kritisch mit Künstlicher Intelligenz auseinanderzusetzen und einen vorausschauenden und realistischen Blick auf Anwendungs- und Gestaltungsszenarien zu entwickeln. Künstliche Intelligenz dürfe nicht zu einer „Dequalifizierung“ des Menschen beitragen, nur weil dieser aus Bequemlichkeit dazu neige, mehr und mehr Aufgaben an smarte Maschinen abzugeben. Er schloss seinen Vortrag mit einer These ab: „Der Mensch kann dann mitgenommen werden und im Mittelpunkt der Digitalisierung stehen, wenn die Idee einer funktional begründeten Arbeitsteilung zwischen Mensch und Technik leitend ist für Technikentwicklung und den Technikeinsatz.“

Mehr als einhundert Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten den Weg in die Evangelische Stadtakademie gefunden, um mit den Experten und Moderator Thomas Zeilinger, Beauftragter für Ethik im Dialog mit Technologie und Naturwissenschaft der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, zu diskutieren. Und am Ende gingen viele in dem Wissen nach Hause: Smarte Maschinen und Künstliche Intelligenz werden unsere Gesellschaft verändern – doch auf welche Weise, da hat der Mensch noch ein Wörtchen mitzureden.

Weitere Informationen:

Linda Treugut / Birgit Obermeier
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