Panel-Diskussion auf der DMEA 2022: Potenziale von KI für die Gesundheit ausschöpfen

Zwar verändert Künstliche Intelligenz (KI) die Gesundheitsversorgung seit Jahren, doch steht die breite KI-Anwendung in Therapie und Pflege noch aus. Welche Voraussetzungen braucht es also, damit Patientinnen und Patienten in ihrer Behandlung von KI profitieren? Welche Möglichkeiten der Kostenübernahme und Zulassungsinstrumente sind nötig, damit Unternehmen verstärkt in KI investieren und diese nutzen? Diesen Fragen stellten sich Expertinnen und Experten auf einer Paneldiskussion der Plattform Lernende Systeme auf der DMEA 2022 in Berlin. Trotz unterschiedlicher Positionen war der gemeinsame Anspruch aller Diskutierenden, technologische Innovationen zur Erhöhung des Patientenwohls nutzbar zu machen.

Auf dem Panel der Plattform Lernende Systeme diskutierten (v.l.n.r.): Susanne Boll, Karsten Hiltawsky, Björn Heismann, Steffi Suchant, Jan Simon Raue.

Von der maschinellen Auswertung medizinischer Bilddaten bis hin zur intelligenten Armprothese: Künstliche Intelligenz (KI) ist in der Forschung zu Gesundheitsanwendungen allgegenwärtig. Doch die Nutzung in der medizinischen Praxis und somit der konkrete Vorteil für Patientinnen und Patienten steht bisweilen noch am Anfang. Was sind die Hürden in diesem Transfer von der KI-Forschung hin zur KI-Anwendung im Gesundheitsbereich?

Auf der Fachmesse DMEA diskutierten dazu im April 2022 fünf Expertinnen und Experten, die mit unterschiedlichen Perspektiven an Innovationen im Gesundheitswesen beteiligt sind. Den Rahmen bildete ein  von der Plattform Lernende Systeme organisiertes Panel. Vor 150 interessierten Gästen präsentierte Susanne Boll zunächst die wichtigsten Ergebnisse des kürzlich erschienenen Whitepapers KI-Geschäftsmodelle für die Gesundheit der Plattform Lernende Systeme. Die Informatik-Professorin an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg und Leiterin der Arbeitsgruppe Geschäftsmodellinnovationen der Plattform Lernende Systeme moderierte anschließend die Diskussion mit Vertreterinnen und Vertretern von Unternehmen verschiedener Größen und einer großen Krankenkasse.

Finanzierung als Hürde beim KI-Einsatz in der Medizin

Einen thematischen Schwerpunkt der Diskussion bildeten KI-Geschäftsmodelle und Hürden bei deren Entwicklung. Karsten Hiltawsky, Leiter Corporate Technology & Innovation bei Drägerwerk und Leiter der Arbeitsgruppe Gesundheit, Medizintechnik, Pflege der Plattform Lernende Systeme, benannte zwei wesentliche Faktoren für Mittelständler zur Finanzierung von KI-Anwendungen: die verstärkte Kostenübernahme solcher Technologien durch die Krankenkassen bei gleichzeitiger Erhöhung der Marktanteile des Unternehmens.

Björn Heismann, zuständig für die Strategieentwicklung bei Siemens Healthineers und Mitglied der Arbeitsgruppe Gesundheit, Medizintechnik, Pflege der Plattform Lernende Systeme, betonte ein Dilemma, vor dem viele Unternehmen stünden: Da die erwartbare Vergütung für KI-gestützte, digitale Applikationen oftmals niedriger ausfielen als bei einem pharmazeutischen Produkt, hätten es viele Marktteilnehmer schwer, eine hinreichende Validierung der KI vorzufinanzieren.

Dass Krankenkasse im Prozess der Finanzierung und Vergütung keine Gegenspieler, sondern Partner der Unternehmen sind, machte Steffi Suchant, Leiterin der Landesvertretung Sachsen-Anhalt der Techniker Krankenkasse, deutlich. Um das Wohl von Patientinnen und Patienten zu erhöhen und ihnen die Behandlung mit neuen Technologien zu ermöglichen, sehe man sich als Förderer von Innovationen in der Gesundheitsbranche. Zugleich müsse man als Krankenkasse aber darauf achten, verantwortungsvoll und bedacht mit anvertrauten Geldern umzugehen.

Jan Simon Raue, Gründer und CEO des Gesundheits-Startups Fosanis GmbH, betonte in der Diskussion, wie elementar die finanzielle Förderung kleiner Unternehmen in der Gesundheitsbranche sei. Zur Entwicklung einer KI-Anwendung im Bereich Onkologie – der Mika-App – konnte sein Startup auf institutionelle Förderung zurückgreifen, ohne die eine lange Durchhaltephase ohne wirtschaftliche Erträge kaum zu meistern gewesen wäre. Eine weitere Hürde für KI-Startups sei der Zugang zu Datensätzen, die aufgrund regulatorischer Auflagen oftmals nur schwer zugänglich seien.

Wie wichtig es ist, Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft zusammen zu bringen, um die Potenziale der Künstlichen Intelligenz für die Gesundheitswirtschaft zu heben, betonte Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger in ihrer Keynote am darauffolgenden Konferenztag. Die Plattform Lernende Systeme leiste hier einen wichtigen Beitrag, so die Ministerin.

 

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Linda Treugut / Birgit Obermeier
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