Paneldiskussion: Welche Veränderungen bringt KI für Betriebe und ihre Beschäftigten?
Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) verändert Prozesse, Aufgabenverteilungen und Organisationsstrukturen in Betrieben. Doch wie kann KI im Unternehmen sinnvoll und menschengerecht in die Umsetzung gebracht werden? Welche Bedeutung hat dabei eine transferfähige KI? Und wie gestalten wir eine zukunftsfähige Qualifizierung im Betrieb, in dem die KI immer mehr Raum einnimmt? Darüber diskutierten Fachleute aus Industrie, Handwerk, Start-ups, Wirtschaftsförderung, Wissenschaft, Verbänden, Gewerkschaften und Betriebsräten bei einer Gemeinschaftsveranstaltung der VDI Technologiezentrum GmbH und der Plattform Lernende Systeme am 2. Dezember in Osnabrück. In zwei Panels beleuchteten Expertinnen und Experten Chancen und Herausforderungen aus der Sicht von Praxis und Wissenschaft. Außerdem wurde diskutiert, wie die Arbeit der Sozialpartner daran anknüpfen kann.
„KI wird eine ähnliche Rolle wie das Internet spielen, sie wird omnipräsent werden“, erklärte Torben Weis von der Universität Duisburg-Essen in seinem Impuls zu Beginn der Veranstaltung. Besonders junge Leute würden ihm zufolge die Technologie weitertragen und nutzen. Die Expertinnen und Experten diskutierten im darauffolgenden Panel dazu, wie KI-Systeme praktisch in Betrieben eingeführt werden kann und welche Rolle eine transferfähige KI dabei spielen kann. Diese ermöglicht es, einmal entwickelte Modelle auf neue Produkte und Prozesse zu übertragen und spart zusätzliche Entwicklungszeit und Kosten – ein Vorteil, der besonders kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) zugutekommt.
Zum Auftakt der zweiten Diskussionsrunde betonte Dr. Arno Kühn vom Fraunhofer-Institut für Entwurfstechnik Meachtronik (IEM) in seinem Impuls, dass KI ein „Katalysator in den richtigen Händen“ sein könne. Angesichts der weltweit rasant voranschreitenden Innovationsgeschwindigkeit sei KI vor allem eine Führungs- und Veränderungsaufgabe. Entscheidend dabei sei es, die KI-Transformation nicht abzuwarten, sondern aktiv zu gestalten. Dafür brauche es Orientierung, Prioritäten und Rückhalt durch professionelles Change-Management. Der AI Act biete dafür wichtige Leitplanken, erfordere aber auch von den Unternehmen, dass sie sich ausführlich mit den Anforderungen beschäftigten.
In der anschließenden Paneldiskussion herrschte Einigkeit darüber, dass Unternehmen eine klare strategische Ausrichtung benötigen, bevor KI-Projekte erfolgreich umgesetzt werden können. Oliver Dietrich von der IG Metall NRW und Mitglied der Plattform Lernende Systeme betonte, dass es darum gehe, KI als Tool zunächst auszuprobieren und Betriebsräte, aber auch Beschäftigte in Betrieben frühzeitig einzubinden, um notwendige Grundkompetenzen für den Umgang mit KI aufzubauen. Wie wichtig die Einbindung der Beschäftigten ist, betonte auch Prof. Dr. Susanne Boll von der Universität Oldenburg und Mitglied der Plattform Lernende Systeme: „Unternehmen fragen ihre Beschäftigten noch zu wenig, wo Optimierungspotenziale liegen. Dabei besitzen sie genau das Wissen, das wir für erfolgreiche KI-Anwendungen brauchen. Sie müssen deshalb bei KI-Einführungen von Anfang an miteinbezogen werden.“ Prof. Dr. Klaus Heine von der Erasmus University Rotterdam und Mitglied der Plattform Lernende Systeme ergänzte, dass gerade kleine und mittlere Unternehmen vor der Herausforderung stünden, KI-Anwendungen rechtlich und organisatorisch richtig einzuordnen. Allerdings biete der AI Act gerade für KMU Chancen durch mehr Rechtssicherheit.
„Insgesamt birgt Künstliche Intelligenz großes wirtschaftliches Potenzial“, das betonte Dr. Christian Berghoff vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) bereits in seinem Grußwort. KI sei ein vielseitiges Werkzeug, das branchenspezifisch Mehrwert ermögliche. Um diese Potenziale zu nutzen, verfolge die Hightech Agenda des BMFTR drei zentrale Ziele: die Entwicklung und den Transfer branchenspezifischer KI-Lösungen, den Ausbau leistungsfähiger KI-Infrastrukturen wie Rechen- und Servicezentren sowie die Stärkung exzellenter Forschung. Zugleich machte Berghoff deutlich, dass es eine fundierte Diskussion zu den Veränderungen in betrieblichen Abläufen und den Auswirkungen auf gesellschaftliche Prozesse brauche, damit das volle Potenzial von KI verantwortungsvoll genutzt werden könne. In den Paneldiskussionen wurde deshalb die Expertise der Arbeitsgruppe „Arbeit, Qualifikation und Mensch-Maschine-Interaktion“ der Plattform Lernende Systeme mit dem vom BMFTR geförderten Projekt „Transfer-Ansätze für Künstliche Intelligenz in der Industrie“ verbunden.
Bei dem anschließenden Get-together vor Ort konnten sich Fachleute und Interessierte weiter austauschen und vernetzen. Darüber hinaus beteiligten sich regionale Akteure und Programmpartner mit einer gemeinsamen Ausstellung, unter anderem die Hochschule Osnabrück mit der Transferinitiative GROWTH, das KI-Reallabor Agrar und it’s OWL. Ferner waren das Kompetenzzentrum Arbeitswelt.Plus, Niedersachsenmetall und die IG Metall Kooperationspartner. Sie luden zu Austausch, Fragen und Diskussionen ein.
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Petra Brücklmeier
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