Mensch im Fokus: Humanzentrierte KI in der Industrie

Künstliche Intelligenz (KI) gewinnt nicht nur in unserem Alltag, sondern auch in der Industrie zunehmend an Bedeutung. Wie kann KI im Unternehmen menschengerecht eingeführt werden? Welche Chancen ergeben sich für Mitarbeitende sowie Arbeitgeber und welche Hürden gilt es zu überwinden? Wie können adäquate Beteiligungsformate und -strukturen in die Entwicklung, die Einführung und das Monitoring von humanzentrierten KI-Anwendungen aussehen? Über diese und weitere Fragen diskutierten Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Gewerkschaften und Politik virtuell am 16. Oktober beim Fachdialog der Plattform Lernende Systeme und der VDI-TZ.

Humanzentrierte Künstlichen Intelligenz (KI) schafft Lösungen für Probleme, die weder ein Mensch noch ein KI-System allein lösen können. Menschen und KI lernen voneinander, um in Zukunft effektiver agieren zu können. Zu Beginn der Diskussionsrunde stellte Norbert Malanowski, Senior Berater und Projektleiter des VDI-Technologiezentrums das Verbundprojekt „Humanzentrierte Künstliche Intelligenz in der chemischen Industrie – entwickelt im sozialpartnerschaftlichen Kontext“ vor, welches vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird. Das Ziel des Projektes ist die Konzeption einer menschenzentrierten KI, die Festlegung von klaren Kriterien und die Umsetzung und Evaluierung im betrieblichen Rahmen.

Nele Hartwig und Patrick Schnöll von der Continental AG betonten, dass Beschäftigte, durch den Einsatz von KI entlastet werden sollen. Um dabei aufkommenden Ängsten und möglichen Hindernissen entgegenzuwirken sollten Arbeitgeber und Betriebsrat gemeinsam Regelungen erarbeiten. Nele Hartwig hob dies hervor: „Für Humanzentrierung und einen erfolgreichen KI-Change Prozess ist eine strukturierte Zusammenarbeit aller Akteurinnen und Akteure – und dies in einer kooperativ geprägten Unternehmenskultur – notwendig“.

Alte Strukturen neu denken

Damit in Betrieben ethische, soziale und legale Aspekte bei der Einführung von KI-Instrumenten ganzheitlich berücksichtigt werden, ist zudem laut Engelbert Beyer, Leiter der Unterabteilung Technologieorientierte Forschung für Innovation im BMBF, die Zusammenarbeit von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie Unternehmen im Rahmen der Kompetenzzentren ein wesentlicher Schlüssel zum Erfolg. Wie die betriebliche Mitbestimmung praktisch aussehen kann, erklärten Marion Eberlein, Referatsleiterin im Bereich Strategie und Zukunft der Arbeit der Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände (BDA) und Oliver Suchy, Leiter der Abteilung „Grundsatz und Gute Arbeit“ im Bundesvorstand des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DG) und Mitglied der Plattform Lernende Systeme. So ist es auf Grund der schnell voranschreitenden Entwicklungen wichtig, handlungsleitende Empfehlungen aus der Praxis und der Forschung zu einem Standard zu machen. Dabei gilt es auch immer den jeweiligen Anwendungskontext der KI zu beachten und dahingehend die Regelungstiefen anzupassen.

Des Weiteren sei nicht nur die Unternehmenskultur, sondern auch die gesellschaftliche Kultur mitzudenken, um Sorgen und Ängste nehmen zu können. Auch hänge die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens künftig vom erfolgreichen Einsatz von KI ab. Nicht zuletzt aus diesem Grund, ist es wichtig, die Mitarbeitenden an KI heranzuführen und die Vorteile der Nutzung darzustellen. So ist eine partizipative und kooperative Unternehmenskultur, in welcher frühzeitig informiert wird, Erfahrungswissen und Anwendungskompetenzen geschaffen werden beim KI-Changemanagement erstrebenswert. In diesem Prozess soll die Führungskultur eine Vorbildfunktion einnehmen, als Motivator fungieren und Stabilität in Zeiten des technologischen Wandels bieten können.

KI in Grundzügen verstehen

Sascha Stowasser, Direktor des Instituts für Arbeitswissenschaft (ifaa) und Mitglied der Plattform Lernende Systeme blickte aus wissenschaftlicher Perspektive auf die Gestaltung eines strukturierten KI-Changemanagements. Er unterstrich die Notwendigkeit eines grundsätzlichen Verständnisses für KI auf allen Ebenen. Gleichzeitig müsse vorhandenes Domänenwissen erhalten bleiben. Zudem sei eine stärkere Vernetzung von Betriebsräten erforderlich, um benötigtes Know-how aufzubauen und neue Regeln zu etablieren.

Torben Weis von der Universität Duisburg-Essen zeigte die Kompatibilität von menschengerechter KI und ChatGPT. ChatGPT liefert dem Menschen verständliche Erklärungen zu komplexen Sachverhalten, welche für den Menschen allein oft schwer nachvollziehbar wären. Entscheidungsprozesse in Unternehmen können somit in Zukunft von einem KI-Assistenzsystem unterstützt werden. Jedoch ist es hierbei wesentlich die Vorschläge eines KI-Systems mit gesundem Menschenverstand zu überprüfen.

Konkrete Regelungen zum Umgang mit KI festlegen, der kontinuierliche Austausch mit allen involvierten Parteien zu stehen und die Belegschaft früh genug in die Thematik einbeziehen sowie eine frühzeitige Kompetenzentwicklung – dieses Fazit für eine erfolgreiche Einführung von humanzentrierter KI im Betrieb konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Ende des Fachdialogs ziehen.

Weitere Informationen:

Linda Treugut / Birgit Obermeier
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