Lenkungskreis der Plattform Lernende Systeme: Den KI-Standort Deutschland selbstbewusst stärken

International herrscht aktuell eine enorme Dynamik im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI). Insbesondere die USA und China warten mit technologischen Innovationen und milliardenschweren Investitionen auf. Deutschland punktet mit langjähriger Forschungsexzellenz, industrieller Stärke und muss sich nicht verstecken, so der Tenor bei der 15. Sitzung des Lenkungskreises der Plattform Lernende Systeme (PLS) in Berlin. Entscheidend sei, nun die richtigen Weichen bei Technologieentwicklung, Infrastruktur und Transfer zu stellen. Geleitet wurde die Sitzung von Rolf-Dieter Jungk, Staatssekretär im Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) und acatech Präsident Jan Wörner.

 

Symbolbild

Technologische Souveränität werde zunehmend wichtig in einer Welt, in der langjährige Gewissheiten und die Verlässlichkeit von Partnern schwinden, so Jan Wörner in seiner Einführung. Staatssekretär Rolf-Dieter Jungk skizzierte, welche Schwerpunkte das Bundesforschungsministerium mit Blick auf dieses Ziel für den Bereich der KI setzt – vom Ausbau der Recheninfrastruktur, den Aufbau von AI Factories und der Bemühung um die von der EU ausgeschriebenen AI Gigafactories bis zu einer innovationsfreundlichen und bürokratiearmen nationalen Umsetzung der europäischen KI-Verordnung.  

Den Beitrag, den die Plattform Lernende Systeme mit ihren über 200 hochrangigen Mitgliedern seit über sechs Jahren zum interdisziplinären Austausch zu KI in Deutschland leistet, stellten PLS-Geschäftsstellenleiter Thomas Schmidt und seine Stellvertreterin Birgit Obermeier vor. Mit knapp 60 Publikationen, der Beteiligung an über 80 Veranstaltungen, innovativen Kommunikationsformaten und sichtbarer Präsenz in klassischen und sozialen Medien stärkt sie den wissenschaftsbasierten Dialog und fördert das Verständnis von KI in der Bevölkerung.

„Selbstverzwergung“ bei KI nicht angebracht

Deutschland sei insbesondere bei industriellen KI-Anwendungen gut positioniert und der innovativste Fabrikausstatter der Welt, so Wolfgang Wahlster, Gründungsdirektor des Deutschen Instituts für Künstliche Intelligenz (DFKI) in seinem Vortrag. Auch bei Anwendungen in den Bereichen Gesundheit, zivile Sicherheit und Erdbeobachtung sei Deutschland gut aufgestellt. Viele technologische Durchbrüche in der KI stammten von hiesigen WissenschaftlerInnen, die in Medien und Politik oft zu beobachtende „Selbstverzwergung“ sei nicht angebracht, so Wahlster. Aufholbedarf mahnt er jedoch insbesondere im Bereich der KI-Hardware an, aber auch bei Anwendungen wie intelligenten Trainings- und Lernsystemen. Wichtig sei zudem, bei der aktuell sich technologisch vollziehenden Weiterentwicklung von Sprachmodellen zu Prozess- und Aktionsmodellen die eigenen Stärken auszuspielen.    

Die Mitglieder des Lenkungskreises diskutierten anschließend zu Weichenstellungen und Maßnahmen, die nun zu treffen sind, um Deutschland im KI-Rennen dauerhaft gut positionieren. Tempo sei nötig bei der Hardware-Entwicklung und dem Design von kleinen, modularen Halbleiterchips, so genannten Chiplets, bekräftigte Holger Hanselka, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft. Zugleich nötig sei der Ausbau von Sprachmodellen, um die in Unternehmen vorhandenen industriellen Daten sicher und effizient zu nutzen und die Potenziale von KI entlang der gesamten Wertschöpfungskette auszuschöpfen.

Dass der vielbeschworene Zug bei KI-Software noch nicht zugunsten US-amerikanischer Unternehmen abgefahren sei, bestätige der Erfolg des chinesischen Sprachmodells Deepseek, so Ralf Klinkenberg, Gründer des Datamining-Anbieters Rapid Miner. Er wünsche sich allerdings noch etwas mehr Gründungsspirit in Deutschland. Regina Ammicht-Quinn, Professorin für Ethik an der Universität Tübingen, wies darauf hin, dass parallel zum technologischen Rennen Künstliche Intelligenz aktuell auch demokratische Gesellschaften beeinfluss und verändere – und die damit verbundenen Entwicklungen begleitet und gestaltet werden müssen.    

Der Lenkungskreis steuert als Leitungsebene die inhaltliche und strategische Ausrichtung der Plattform Lernende Systeme und setzt Impulse für ihre Arbeit. Seine Mitglieder aus Wissenschaft und Wirtschaft repräsentieren wichtige Themen, Disziplinen, Branchen und Unternehmen unterschiedlicher Größe im Feld der Künstlichen Intelligenz. Sie wurden vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) berufen.

Gesundheitsdaten: Verfügbarkeit besser, aber noch langsam

Dagmar Krefting betonte die Potenziale von KI für die Medizintechnik. Sie ermögliche es mithilfe von synthetisierten und generierten Daten, Modelle zu trainieren; durch technologische Weiterentwicklung ließen sich auch mit geringeren Datenmengen gute Modelle entwickeln. Die Verfügbarkeit von Gesundheitsdaten für die Forschung habe sich in den letzten Jahren spürbar verbessert – etwa durch das Forschungsdatenportal Gesundheit oder das Gesundheitsdatennutzungsgesetz (GDNG). Auch europäische Verordnungen wie die European Health Data Space Regulation (EHDS) versprächen Fortschritte. Der Zugang zu realen Versorgungsdaten sei in der Praxis aber weiterhin komplex und langsam, so Krefting. Für erfolgreiche Produktentwicklungen brauche es mehr verfügbare Daten und ein frühzeitiges Mitdenken des Transfers – eine Entwicklung, die an Hochschulen jedoch immer stärker verankert werde.

Für die Expertinnen und Experten ist klar: Der AI Act ist eine zusätzliche, aber nicht überraschende regulatorische Herausforderung im Medizinbereich. Um das Potenzial von KI-gestützten Produkten in Europa zu heben, brauche es gute Daten, starke Transferstrukturen und Reallabore. Entscheidend sei, kleine wie große Unternehmen gleichermaßen mitzunehmen – damit Europa innovationsstark und wettbewerbsfähig bleibt.

Weitere Informationen:

Petra Brücklmeier / Birgit Obermeier
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Lernende Systeme – Die Plattform für Künstliche Intelligenz
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