KI in der Arbeitswelt: Konkurrenz oder Assistenz?

Wie beeinflusst Künstliche Intelligenz (KI) die Arbeitswelt von morgen? Nimmt sie Jobs weg oder sollten wir uns über neue Assistenten freuen, die uns die Arbeit erleichtern? Beim Arbeitsfrühstück des Wissenschaftsjahres am 25. Oktober in München diskutierten dazu Regina Ammicht Quinn, Professorin am Internationalen Zentrum für Ethik in den Wissenschaften (Tübingen) und Mitglied des Lenkungskreises der Plattform Lernende Systeme, die Erlanger Soziologie-Professorin Sabine Pfeiffer, Wolf-Dieter Lukas, Leiter der Abteilung „Forschung für Digitalisierung und Innovationen“ im Bundesministerium  für Bildung und Forschung (BMBF), sowie Jens Redmer, Principal New Products bei Google Deutschland.

V.l.n.r.: Jens Redmer (Principal New Products bei Google Deutschland), Prof. Dr. Regina Ammicht Quinn (Universität Tübingen/Plattform Lernende Systeme), Anja Pross (Moderatorin), Prof. Dr. Sabine Pfeiffer (Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg), Prof. Dr. Wolf-Dieter Lukas (BMBF)

Insbesondere bei ermüdenden, routinierten oder langweiligen Aufgaben wünschen sich Menschen in der Regel, entlastet zu werden. Lernende Systeme versprechen hier Lösungen – etwa in der Pflege, wo sie Fachkräften beispielsweise beim Transport von Essen oder Wäsche assistieren können. Gleichwohl bergen KI-Technologien – gerade solche, die auf selbstlernenden Algorithmen basieren – auch Gefahren. Dann etwa, wenn ihre Ergebnisse nicht hinterfragt, sondern für wahr und objektiv hingenommen werden. Es müsse daher stets sichergestellt werden, dass der Mensch am Ende die Hoheit über Entscheidungen behalte, forderte Wolf-Dieter Lukas.

Ob wir KI-basierten Entscheidungen glauben oder nicht, hänge letztlich auch davon ab, ob wir den Systemen vertrauen, so Regina Ammicht-Quinn. Während Menschen über intuitives Erfahrungswissen verfügen, das sich nicht quantifizieren lässt, liefert KI auf der Grundlage großer Datenmengen Entscheidungsvorschläge. Um glaubwürdig zu erscheinen, müssten diese auch transparent sein, so Regina Ammicht Quinn. Hierin gäbe es noch technische Herausforderungen.

Gegenwärtig spiegelten KI-Systeme unsere Gesellschaft wider – wo diese unfair, intransparent und unverständlich sei, gelte das auch für die entsprechenden vorliegenden Datensätze, warnte Regina Ammicht-Quinn. So bestehe die Gefahr, dass sich bestehende Vorurteile in Algorithmen verfestigen. Kritisch werde dies, wenn entsprechende Technologie etwa in Bewerbungsprozessen zum Einsatz kämen. KI-basierte Entscheidungsvorschläge dürften daher nicht als das objektive Wahrheit gesehen werden, sagte Regina Ammicht-Quinn. Die Bewertungskompetenz müsse weiterhin beim Menschen bleiben, ergänzte Wolf-Dieter Lukas .

Um diese Kompetenz zu erhalten, müsse der Mensch auch künftig die Möglichkeit haben, in komplexen Situationen Erfahrungen zu machen – und darüber seine Intuitionsfähigkeit zu schulen, forderte Sabine Pfeiffer. Für die Gestaltung von Technik bedeutet dies: Sie muss nicht nur erklärbar und transparent sein, sondern dem Menschen weiterhin die Möglichkeit bieten, intuitionsfähig zu bleiben.

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Linda Treugut / Birgit Obermeier
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