Dialog mit Bürgerinnen und Bürgern bei acatech am Dienstag: Datenschutz als höchstes Gut?

Wer schützt unsere Daten? Wer entscheidet, was privat ist und ob es ein Recht auf Dateneigentum gibt? Diese Fragen diskutierten Claudia Eckert von der TU München und Jörn Müller-Quade vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) – beide Mitglieder der Plattform Lernende Systeme – am 30. Juni bei acatech am Dienstag via Zoom mit den zugeschalteten Gästen. Die Veranstaltung fand erstmals gemeinsam mit vhs.wissen live und dem Bayerischen Volkshochschulverband statt.

Plattform-Mitglieder Jörn Müller-Quade, Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und Claudia Eckert, TU München/Fraunhofer AISEC (mittlere Reihe), im Gespräch mit Klaus Mainzer, TU München (untere Reihe). ©acatech

„Wir brauchen mehr IT-Sicherheit und mehr Datenschutz – darin sind sich alle einig!“, so Jörn Müller-Quade, Inhaber des Lehrstuhls für Kryptographie und Sicherheit am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), zu Beginn seines Impulsvortrags. Dieser Konsens führe dazu, dass Podiumsdiskussionen zu IT-Sicherheit meist langweilig seien. Dabei könnten Grundrechte durchaus im Widerspruch zueinanderstehen ­­– beispielsweise die Rechte auf Datenschutz und Gesundheit. Bei der zeitlich verzögerten Entwicklung der Corona-App sei dies sehr deutlich geworden, so Jörn Müller-Quade, Leiter Arbeitsgruppe IT-Sicherheit, Privacy, Recht und Ethik der Plattform Lernende Systeme. Er nannte sodann verschiedene Möglichkeiten, die sowohl den Schutz persönlicher Daten als auch die Funktionalität gewährleisten.

Als weiteres Beispiel führte Jörn Müller-Quade die Videoüberwachung an. Sie könne zur Bekämpfung von Kriminalität zwar sehr nützlich sein, dabei aber die Privatsphäre verletzen. Auch hier gäbe es Lösungen: So ließen sich beispielsweise Kameras installieren, die intelligent und datenschutzkonform sind, indem sie Daten verschlüsselt abspeichern und nur nach einem konkreten Vorfall entschlüsselt zur Verfügung stellen.

IT-Sicherheit als gemeinsame Aufgabe

Sicherheit sei eine gemeinsame Aufgabe, jeder Einzelne trage hier Verantwortung, betonte Claudia Eckert, Inhaberin des Lehrstuhls für Sicherheit in der Informatik an der TU München und Leiterin des Fraunhofer-Instituts für Angewandte und Integrierte Sicherheit AISEC, in ihrem Impuls. Angelehnt an derzeit vertraute Begrifflichkeiten wie „Hygienemaßnahmen“, „Vorbeugen und Quarantäne“, „Impfen und Immunisierung“ und „Behandlung“ gab sie einen Überblick, was Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen und die Politik tun können, um zu einer umfassenden Sicherheitskultur beizutragen. So riet Claudia Eckert, Mitglied der Arbeitsgruppe IT-Sicherheit, Privacy, Recht und Ethik der Plattform Lernende Systeme, Verbrauchern zu bewusster Sicherheitshygiene – angefangen bei der geschützten Passworteingabe und sicheren Passwörtern über eine gesunde Vorsicht bei E-Mail-Anhängen bis hin zu wohl überlegter Social Media-Nutzung und dem Abschalten nicht benötigter Handydienste.

Unternehmen sollten mit Blick auf die Technologie-Nutzer ihre Beschäftigten gut schulen, aber auch Umsicht bei der Rechtevergabe und dem Identitätsmanagement zeigen sowie regelmäßige Sicherheitsupdates durchführen. Darüber hinaus müsse die Politik eine Vorbildfunktion einnehmen. Sie müsse außerdem Mindeststandards festlegen, Gesetze schaffen, Testen, Zertifizieren und Technologie-Alternativen fördern, um die Souveränität zu stärken.

Durch die Diskussion führte Klaus Mainzer (TU München), unterstützt durch Claus Lüdenbach (VHS Erding) und Christof Schulz (VHS SüdOst). Die Aufzeichnung der Veranstaltung ist hier abrufbar

Weitere Informationen:

Linda Treugut / Birgit Obermeier
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